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Haarpflege als Gesundheitsvorsorge
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Schuppen - Ursachen und Folgen
Haarausfall - Neue Erkenntnisse
Haarentwicklung
Haarschaft Aufbau
Endokrine Faktoren in der Kontrolle des Haarzyklus
Alopezie vom männlichen Typ
Alopecia areata
Zug-Alopezie
Trichotillomanie (Haarauszupfsucht)
Kopfflechte (Tinea capitis)
Hauterkrankungen mit Befall der behaarten Kopfhaut
Haarbiologie
Haut und Haare aus Gynäkologischer Sicht |
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Haare gehören zu den härtesten und beständigsten Strukturen der Biologie. Sie sind im Laufe der Evolution aus den Schuppen der Fische und Reptilien entstanden und kommen nur bei Säugetieren vor. Die im Vergleich zu anderen Tieren relativ geringe Behaarung des Menschen („nackter Affe") könnte ihre Ursache darin haben, dass eine dichte Körperbehaarung bei der Jagd in tropischen Gebieten zu einer Überhitzung des Körpers geführt hätte. Die ursprünglichen Funktionen der Haare, wie z.B. Wärmeisolation, mechanischer Hautschutz, Schutz vor Austrocknung, Schutz vor Stechinsekten und Parasiten sowie Tarnung sind beim Menschen mehr oder weniger zurück getreten. Haare dienen heute neben einem gewissen UV-Schutz im wesentlichen der sozialen Kommunikation und als Sexualsignale. So ist es zu erklären, warum an sich harmlose und biologisch unbedeutende Störungen des Wachstums und des Erscheinungsbildes der Haare zu stark psychischen Belastungen führen, die betroffenen Menschen sozial isolieren und auf diese Weise nachfolgende Erkrankungen hervorrufen können. Haarlichtung und Haarausfall sind mit der Furcht vor dem Verlust der körperlichen Attraktivität und vorzeitigem Altem verbunden. Deshalb scheuen so viele Menschen (zu Recht!) keine Kosten und Mühen, ihr Haarkleid zu pflegen, zu erhalten oder zu verändern.
In der hautärztlichen Praxis treten Haarwuchsprobleme häufig auf und sind aufgrund der schwierigen und begrenzten Therapiemöglichkeiten sehr unbeliebt. Entsprechend geschulte Friseure können in Zusammenarbeit mit dem Dermatologen durch geeignete Pflege die ärztliche Behandlung unterstützen und ergänzen. Welcher Arzt kann sich schon die Zeit nehmen für ein ausführliches Gespräch mit leidenden Patienten? Sie als Friseur kommen in den sprichwörtlichen Hautkontakt mit den Menschen und haben die Chance, Haarprobleme ganzheitlich anzugehen. Nur durch eine umfassende, ganzheitliche Sichtweise können wir die einzelnen Krankheitsbilder richtig verstehen, sie in einem gewissen Grad positiv beeinflussen und vor allem die Patienten dazu führen, sich eigenverantwortlich und realistisch mit ihrem Leiden auseinander zusetzen. Denn die zunehmend kritischen und misstrauischen Verbraucher verlangen nicht nach immer neuen Werbeversprechen. Aufgrund der oftmals unbefriedigenden Erfolge bei bereits eingetretenen Haarschäden gewinnt die seriöse, ehrliche Beratung über Ursachen, Verlaufsformen, Therapiechancen und vor allem über prophylaktische (vorsorgliche) Maßnahmen immer mehr an Bedeutung. Hierzu ist ein Basisverständnis der Biologie des Haarfollikels sowie des Aufbaus und der Funktion der Haut unumgänglich.
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Schuppen - Ursachen und Folgen |
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Schuppenbildung auf dem behaarten Kopf ist ein Symptom zahlreicher Erkrankungen. So verhindern z.B. Psoriasis, Neurodermitis, seborrhoisches Ekzem, Pilzinfektionen sowie der Befall mit Kopfläusen die normale Abschilferung der oberflächlichen Homzellen. Auch falsche Pflege der Haare ist oft die Ursache für Schuppenbildung. Wie die Tabelle l zeigt, können verschiedene optisch unterscheidbare Formen der Schuppen auftreten, die meist mit eindeutigen Begleitsymptomen kombiniert sind. Leider ist die Ursache der Schuppung jedoch oftmals nicht auf Anhieb zu klären. In vielen Fällen ist es dann hilfreich, an anderen Körperstellen nach einer gleichzeitig vorliegenden Hautkrankheit zu suchen oder in der Anamnese (Krankengeschichte) nach zurück liegenden Hautstörungen zu forschen. Schuppen sind jedoch nicht nur ein Symptom einer zugrundliegenden Erkrankung, sie unterstützen in vielen Fällen bereits bestehende Fehlfunktionen der Haarfollikel und der Haut und können sogar selbst zur Ursache nachfolgender Krankheiten werden. Aus diesem Grund ist die Behandlung der Schuppen eine wichtige Maßnahme zur Gesunderhaltung bzw. zur Krankheitsvorbeugung.
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Haarausfall - Neue Erkenntnisse |
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Das menschliche Haar durchläuft einen typischen Zyklus: 2-5 Jahre befindet es sich in der Wachstumsphase (Anagen), dann tritt es plötzlich für 3-5 Wochen in ein Übergangsstadium (Katagen), um schließlich nach einer 3-5 monatigen Ruhephase (Telogen) abgestoßen zu werden. Faszinierenderweise sterben bei diesem ungeheuer komplizierten und noch weitgehend unerforschten Vorgang immer nur ganz bestimmte Zellen der Haaranlage ab: Nur die im mittleren Bereich der Haaranlage liegenden Keratinozyten (Homzellen) vollziehen auf spezielle Signale hin einen gezielten Selbstmord, in dem sie ein bis dahin inaktives Gen aktivieren. Dadurch bilden sie bestimmte Enzyme, die die eigene Erbsubstanz (DNA) zerstören. Dagegen überleben Homzellen im oberen Abschnitt und die dermale Papille am unteren Ende der Haaranlage diesen kollektiven Suizid. Sie produzieren ein Schutzprotein, das das Selbstmordgen blockiert. Nach jedem Zyklus teilen sich die verbliebenen Keratinozyten aus dem oberen Abschnitt der Haaranlage. Die entstehenden Tochterzellen wandern in die Tiefe, umlagern die dermale Papille und bilden so eine neue Haarmatrix. Wie diese Wachstumsschübe gesteuert werden, ist bisher weitgehend unbekannt. Interessante Theorien und neuere Forschungsergebnisse lassen jedoch hoffen, durch gezielte Eingriffe in diese Vorgänge Haarwuchsstörungen beeinflussen zu können.
Haarausfall ist, wie bereits erwähnt, völlig normal. Ungefähr 14% aller ca. 100.000 Kopfhaare befinden sich jeweils in der Telogenphase. Davon fallen ca. 80-150 Telogenhaare täglich aus, beim Waschen je nach Technik bis zu 300. Zu einem vorübergehenden verstärkten Haarverlust kommt es dann, wenn Haare aus dem Anagenstadium plötzlich und vorzeitig in das Katagen- oder/und Telogenstadium überwechseln und dann nach einiger Zeit gemeinsam abgestoßen werden. In diesem Fall kann die Neubildung von Haaren den Verlust nicht ausgleichen, so dass eine Haarlichtung eintritt. Dauerhafter Haarverlust wird durch eine Zerstörung der dermalen Papille verursacht.
Jeder einzelne Follikel hat seinen eigenen Rhythmus, der anscheinend durch körpereigene Stoffe gesteuert wird. Körperfremde Substanzen können jedoch die Geschwindigkeit des Zyklus, das heißt die Dauer der einzelnen Stadien beeinflussen. Das ist insofern hochinteressant, da der Verlust an Haaren in den allermeisten Fällen durch eine Verkürzung der Anagenphase verursacht wird. Nur selten ist die irreversible (nicht rückgängig zu machende) Zerstörung des Haarfollikels die Ursache für verstärkten Haarausfall. Allerdings können nach mehreren verkürzten Zyklen die Follikelzellen dauerhaft beschädigt werden, so dass sie schließlich ihre Aktivität völlig einstellen. Die Ursachen dafür, dass die Haarfollikel aus ihrem natürlichen Rhythmus kommen, sind vielfältig und werden zur Zeit sehr intensiv untersucht. Die nachfolgende Tabelle 2 gibt einen ersten orientierenden Überblick über mögliche Gründe des krankhaften Haarverlustes. Auf neue Forschungsansätze und Therapiemöglichkeiten werde ich im Laufe des Vertrages näher eingehen, z.B. auf die Beeinflussung des männlichen Haarausfalls durch bestimmte Wirkstoffe (Minoxidil, Estradiol, Rhodanid u.a.). Da wie erwähnt ebenso wie in diesem Fall die meisten Haarprobleme durch einen vorzeitigen Abbruch der Anagenphase des Haares entstehen, könnte eine gezielte medikamentöse Beeinflussung des Haarrhythmus fast alle in der Praxis auftretenden Haarwuchsstörungen behandeln. In diesem Bereich werden die Trichopharmaka der Zukunft zu suchen sein.
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Haarentwicklung |
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Kenntnisse zur Embryologie des Haarfollikels sind aus zwei Gründen wichtig:
1. Das Verständnis struktureller Haarschaftanomalien wird erleichtert.
2. Die embryonale Entwicklungsgeschichte der Haarfollikel wiederholt sich teilweise im späteren Leben in jedem Haarzyklus.
Beim Menschen erscheinen die ersten Haarfollikel-Vorläufer etwa in der neunten Schwangerschaftswoche im Bereich der Augenbrauen, der Oberlippe und des Kinns. Dort, wo die Tiere über Tasthaare verrügen. Die allgemeine Haarentwicklung beginnt nicht vor dem vierten Monat, wobei die Reihenfolge der Follikelbildung in cephalocaudaler Richtung verläuft. Das erste sichtbare Zeichen, der Vorkeim, besteht aus einer lokalen Zusammenballung von Zellkernen. Der epidermale Anteil des zukünftigen Haarfollikels wächst als Zellsäule in die Dermis. Diese umschließt an ihrer Basis den dermalen Anteil des Follikel, die dermale Papille, und wird dort zur Haarmatrix. Aus dieser entwickelt sich die innere Wurzelscheide und das Haar. Die zuerst gebildeten Haare sind die äußerst feinen Lanugohaare.
Bei Erwachsenen sind die Haarfollikel meist in Dreiergruppen angeordnet.
Mit zunehmendem Hautwachstum werden neue Follikel dazwischen angelegt, sobald ein kritischer Abstand überschritten ist. Nach der 22. Schwangerschaftswoche kommt es normalerweise zu keiner weiteren Follikelentwicklung und die Follikeldichte pro Areal nimmt mit zunehmenden Hautwachstum wieder ab.
Die Ausprägung der tatsächlichen Körperbehaarung wird ganz wesentlich von der Dauer der Anagen- und Telogenphasen der Follikel bestimmt, die zwischen verschiedenen Hautarealen und Individuen erheblich schwankt. Das erste Haarkleid aus langem, feinen Lanugohaar wird zwischen der 32. und 36. Schwangerschaftswoche abgestoßen und zwar ähnlich wie bei einer Mauser. Drei oder vier Monate nach der Entbindung wird das zweite Lanugo-Haarkleid noch einmal synchron abgestoßen. Dies kann fast unbemerkt ablaufen und erfasst meist nur die kürzeren Lanugohaare, nicht aber längere, kräftigere Wimpern und Augenbrauen. Erst danach etabliert sich das für den Menschen typische, mehr oder weniger unsynchronisierte („mosaikförmige") Haarwachstum.
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Haarschaft Aufbau |
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Der fertige ausgehärtete Haarschaft besteht im wesentlichen aus meist longitudinal angeordneten, dicht zusammengepackten und vollständig verhornten Keratinozyten, die überwiegend im Kortex liegen. In den langen, starken Terminalhaaren des Menschen ist die Medulla durchgängig oder teilweise vorhanden und kann auch fehlen. Sie fehlt hingegen immer in den kurzen, feinen, nichtpigmentierten Flaumshaaren der Intrauterinzeit (Lanugohaar) und der Postnatalzeit (Vellushaar).
Normalerweise sind die äußeren Schichten von flachen, dachziegelartig überlappenden Kutikularzellen, die überwiegend aus dichtgepackten, schwefelhaltigen Proteinen bestehen, gut in der Lage, schädigenden chemischen oder physikalischen Umwelteinflüssen zu widerstehen.
Dennoch degeneriert der Haarschaft, insbesondere von Skalphaar, auch unter normalen Umständen. Haarschäfte, die länger als ca. 15cm werden, weisen solche Verwitterungserscheinungen in den distalen 2-3cm auf. Diese basieren auf der Fragmentierung und dem Verlust von Kutikularzellen, sowie auf der Bloßlegung und Lostrennung von Kortikalzellen. Eine Folge dieser Bloßlegung der langen, spindelförmigen Kortikalzellen ist z.B., dass manche langen Haare an ihrem Ende wie ausgefranst aussehen.
In den meisten Lehrbüchern sind Terminalhaarschäfte einheitlich als lange, zylindrische Strukturen mit einer zentralen runden Bohrung dargestellt. Tatsächlich gibt es jedoch erhebliche rassische Unterschiede.
Die obengenannte Struktur ist am ehesten kennzeichnend für die mongoloide Rasse, hingegen negroides Haar oval und stark gelockt oder gekräuselt ist. Bei Kaukasiem variiert die Haarschaftsform, wobei eine leicht ovide und wellige Struktur typisch ist. Negroides Haar verwittert deswegen leichter als andere Haartypen, weil seine ovale Struktur es anfälliger für mechanische Schädigungen macht und weil seine Kortikalzellen weniger dichtgepacktes Keratin enthalten.
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